Tempo 30 oder nicht – das war hier die Frage
Quartiersmanagerin Gabriele Meinel und der Vorsitzende des Bürgervereins Chemnitz-Helbersdorf Jörg Vieweg sowie Viola Hennig vom Bürgerverein (v.l.) zählen die Stimmen der Umfrage aus. |
Im Februar startete der Bürgerverein Chemnitz-Helbersdorf eine Umfrage unter den Bürgerinnen und Bürgern von Kappel. Im Internet und mit Postkarten sollte abgestimmt werden, ob eine Tempo-30-Zone entlang der Straße Usti nad Labem auf dem Verbindungsstück zwischen Carl-Hamel-Straße und Südring eingerichtet werden soll.
„Das kerzengerade Stück dort verlockt viele Autofahrerinnen und Autofahrer, aufs Gas zu treten. An der Strecke liegen aber der Sportplatz, das Kinder- und Jugendhaus ‚UK‘, eine Kita, die Kleingartenanlage, der Wertstoffhof, die Garagengemeinschaft und zwei Spielplätze“, erklärt Jörg Vieweg, Vorsitzender des Bürgervereins, das Anliegen. Vier Unfälle wegen Raserei und ein angefahrenes Kind seien genug. Tempo 30 wäre ein wichtiger Schritt zu mehr Verkehrssicherheit und höherer Wohnqualität im Viertel, so der Familienvater. Ob eine Tempo-30-Zone von den Anwohnern gewünscht und akzeptiert ist, sollte in den letzten Monaten mit Hilfe der Umfrage herausgefunden werden. Abgestimmt werden konnte per Internet und mit Postkarten. Am 18. Juni standen die Ergebnisse fest: Im Internet beteiligten sich 107 Personen. 73 votierten für eine Tempo-30-Zone, 32 dagegen, zwei sagten: weiß nicht, ich bin mit dem jetzigen Zustand zufrieden. An der Postkartenaktion beteiligten 227 Leute. 104 votierten mit Ja, 109 mit Nein, 13 mit „weiß nicht …“ und eine Stimme war ungültig.
Einige Bürgerinnen und Bürger fügten ihrer Abstimmung persönliche Bemerkungen bei. So war zu lesen: „Die Autofahrer nehmen meist keine Rücksicht auf Kinder und ältere Menschen.“ „Auf diese Art eine Temporegulierung finden wir super!“ „Bin kein Autofahrer, bin aber für Sicherheit. Raser haben kein Recht zu dieser Fahrweise!“ „Ich bin für ein Parkverbot für LKW, dann brauchen wir keine Tempo-30-Zone.“ „ Ich wohne an dieser Straße, die Begründung für eine 30 km/h-Zone ist sehr stark aus der Luft gegriffen.“ „ In bestehender 30-Zone hat bisher noch nie jemand die Straße überquert, geschweige denn ein Kind, wenn ich dort gefahren bin.“ „Es reicht, wenn schon, dann zeitlich befristet.“ Jörg Vieweg zu den Ergebnissen der Umfrage: „Zunächst ist festzustellen, dass sich die Umfrage mit 334 Beteiligten als probates Mittel der Bürgerbeteiligung bewährt hat und auch bei anderen wichtigen Themen wieder aufgegriffen werden sollte. Das Ergebnis ist jedoch nicht eindeutig, sondern zeigt eine Patt-Situation von Befürwortern und Gegnern der Tempo-30-Zone. Ich möchte nun mit den Verantwortlichen der Stadtverwaltung darüber diskutieren, ob wenigstens die zeitlich befristete Einrichtung einer Tempo-30-Zone denkbar ist. Die Zeiträume, in denen Kinder dort unterwegs sind, sind besonders schutzwürdig.“ Quartiersmanagerin Gabriele Meinel ergänzt: „Wünschenswert wäre auch, einen Fußweg auf der linken Seite in Richtung Südring anzulegen, wo es noch keinen gibt. Auch das würde etwas mehr Sicherheit für die Passanten bringen.“
Bürgerverein und Quartiersmanagerin bezeichneten ebenfalls das Parken von LKW auf dem breiten Straßenabschnitt als zusätzliche Gefahrenquelle, die immer wieder von Bürgern angesprochen und kritisiert wird. Auch darum will sich Jörg Vieweg, der seit der Kommunalwahl im Mai für die SPD im Chemnitzer Stadtrat sitzt, im Gespräch mit der Stadtverwaltung kümmern.
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